Wer die Kombination Weggis und Klavier hört, denkt wohl sogleich an Rachmaninoff. Kaum bekannt ist hingegen die berühmte Pianistin Esther Yellin. Sie gründete 1991 an der Zingelistrasse 27 die
Heinrich Neuhaus Stiftung mit dem Ziel, hochbegabte Nachwuchspianistinnen und -pianisten zu fördern. Heute erinnert nur noch ein Briefkasten mit der Anschrift „Esther Yellin. Heinrich Neuhaus
Stiftung“ an eine einst bedeutende musikalische Institution.
Das dazugehörige Haus, in dem zahlreiche Steinway-Flügel standen und talentierte junge Pianistinnen und Pianisten aus aller Welt, darunter auch Weggiser Klavierschülerinnen und -schüler ein- und
ausgingen, wurde inzwischen abgerissen.
Doch wer steckte hinter dieser Adresse?
Esther Yellin, 1940 in Litauen geboren, entstammt einer jüdischen Familie. Als Kind überlebte sie den Holocaust nur, weil sie versteckt wurde. Bereits mit neun Jahren debütierte sie als Pianistin
in Vilnius. 1958 wurde sie in den Meisterkurs von Heinrich Neuhaus am Moskauer Konservatorium aufgenommen - ein entscheidender Wendepunkt in ihrem Leben. Neuhaus prägte ihren kompromisslosen
Ausdrucksstil und wurde zu ihrem wichtigsten Mentor.
Nach Stationen in der Sowjetunion, wo Konzertreisen ins Ausland oft verboten waren, emigrierte sie 1973 nach Israel. 1980 zog sie in die Schweiz und gründete 1991 die Stiftung in Gedenken an
ihren Lehrer.
Esther Yellin, heute 85jährig, wohnt in Zürich und gilt als eine der letzten Schülerinnen des berühmten russischen Pianisten Heinrich Neuhaus. Die Stiftung wurde am 9. April 2020 im
Handelsregister gelöscht - doch ihr musikalisches Erbe lebt weiter.